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Kartoffelbauer Thomas: „Anuschka ist mein Liebling.“

„Vive la pomme de terre“ (dt. „Lang lebe die Kartoffel!“) könnte das Lebensmotto von Thomas Scheuerer aus dem oberpfälzischen Hagelstadt lauten. Auf rund 200 ha baut der 53-Jährige – neben Zuckerrüben und Weizen – vorrangig Kartoffeln an. Bevor der Agrarwissenschaftler 1993 den Hof in fünfter Generation von seinen Eltern Anton, 85, und Monika, 77, übernommen hat, hat er „ein Jahr in die Landwirtschaft Frankreichs reingeschnuppert“ und dabei wertvollen Input für den eigenen Ackerbau mitgenommen. „Der Betrieb ist über die Jahre gewachsen und ich persönlich gleich mit“, so der Landwirt. Ihm ist wichtig – trotz allem Spaß, den er mit seiner Arbeit verbindet – noch genügend Zeit für seine Familie, bestehend aus seiner Frau Susanne, 48, und den Kinder Benjamin, 28, Philip, 25, und Charlotte, 16, zu haben. Und auch der Hof-Mops Gustl, 4, hält die Scheuerers auf Trab.

Empfindliches Pflänzchen

So robust wie die Kartoffelknolle wirkt, ist die Pflanze lange nicht. Bei einer Temperatur von über 25 °C stellt sie ihr Wachstum ein, und auch starke Trockenheit und Feuchtigkeit mag das Nachtschattengewächs nicht. Die schweren Lehmböden der Oberpfalz bieten optimale Voraussetzungen. Auf rund 65 Teilflächen bietet Bauer Scheuerer – mit Unterstützung eines Festangestellten und eines Praktikanten – seinen Kartoffelpflanzen ein bequemes Quartier für perfektes Wachstum. Dazu wird das Pflanzgut im April mit einem Abstand von rund 25 bis 40 cm in Dämme gebettet. Die Einhaltung der Fruchtfolge ist dabei besonders wichtig. „Die Kartoffel steht bei uns frühestens alle vier Jahre wieder auf demselben Feld“, betont Scheuerer.

Alarm bei Pilzbefall

Ein intakter und gut mit Nährstoffen versorgter Boden ist unabdingbar für den Kartoffelanbau. „Man muss dem Boden zurückgeben, was man ihm entzieht“, weiß Thomas Scheuerer, „deshalb muss die Nährstoffbilanz immer stimmen.“ Mineralischen Dünger setzt der Betrieb daher gezielt und nach Bedarf ein. Regelmäßige Bodenuntersuchungen helfen ihm hier das richtige Maß zu finden. Im Mai wird Pflanzenschutzmittel gegen Unkraut eingesetzt. „Unkraut ist die größte Konkurrenz der Kartoffel wenn es um Nährstoffe, Licht und Wasser geht“, so Scheuerer „Bei Nicht-Behandlung würde das nicht nur die Ernte erschweren. Unkrautbesatz beeinflusst neben dem Ertrag  auch Geschmack und Qualität der Knollen. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter kontrolliert er zweimal pro Woche seine Äcker auf Krankheiten und Schädlinge wie den Kartoffelkäfer. Für die Behandlung von Pilzbefall, wie der Kraut- und Knollenfäule, bieten die Pflanzenschutzdienste des Landwirtschaftsamtes und des Erzeugerringes einen Warn- und Beratungsdienst für die Landwirte an. Um diese Initiative zu unterstützen, hat Scheuerer eine Parzelle zur Verfügung gestellt, die er zusammen mit Mitarbeitern der amtlichen Beratung regelmäßig als Beobachtungsfläche für den Warndienst kontrolliert.

Gute Luft für die Lagerung

Im September ändert der kräftig grüne Kartoffelacker sein Gesicht: die Pflanzen reifen ab und werden welk. Und auch für Thomas Scheuerer und sein Team beginnt nun die anspruchsvollste Zeit im Jahr. „Am Erntetag muss alles stimmen“, weiß der Landwirt, „der Boden darf nicht zu nass oder zu trocken sein, und die Temperatur nicht weniger als 10 °C betragen. Nur so bekommen wir die Kartoffeln unbeschädigt aus dem Erdreich.“ Bevor sie ihr nächstes Quartier – die Kartoffelhalle – erreichen, werden die Knollen von Erdresten befreit. Über eine Förderbandstraße werden die Kartoffeln schließlich zu ihrem neuen Ruheplatz befördert. „Luftig und trocken“ lautet die Devise bei der Lagerung, um ein Faulen zu vermeiden und die Erntefrische zu behalten. Über eine moderne computergesteuerte Belüftungsanlage, die die Ventilatoren im Boden der Lagerhalle eigenständig kontrolliert, schafft Kartoffelbauer Scheuerer die perfekten Voraussetzungen für die Überwinterung seiner Schützlinge.

Von Pommes bis Papier

Doch nicht alle Kartoffeln aus dem Scheuererschen Betrieb landen auf den Tellern von Verbrauchern.  Stärkekartoffeln mit den ungewöhnlichen Sortennamen „Kuras“, „Euroresa“ oder „Eurostarch“, werden in der nahegelegenen Stärkefabrik verarbeitet. Die gewonnene Stärke wird sowohl im Lebensmittelbereich als auch im technischen Bereich, wie zum Beispiel zur Papierherstellung verwendet. Stärke erhöht die Reißfestigkeit des Papiers. Die langovale Sorte „Agria“ eignet sich bestens zur Verarbeitung zu Tiefkühlprodukten wie Pommes Frites für den Einzelhandel und die Gastronomie. Doch Scheuerers persönlicher Favorit ist die vorwiegend festkochende Speisekartoffel „Anuschka“: „Sie bringt einfach schon so viel mit und hat einen super Geschmack – da braucht’s nicht mehr viel, außer ein Stück Butter.“