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Hopfenbauer Michael: Der Herkules aus der Hallertau

Buntes Treiben gehört dazu auf dem oberbayerischen „Reimhof“ im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Schließlich wohnen drei Generationen unter einem Dach: Michael, genannt Miche, Preitsameter, 51, seine Frau Irmgard, 47, ihre Eltern Alois, 72, und Zenta Widmann, 69, sowie die gemeinsamen Kinder Veronika, 22, und Michael junior, 19. Für die Bewirtschaftung von 34 Hektar Hopfen- sowie Ackerbau, Waldwirtschaft und einer Schweinemast mit aktuell 1.490 Tieren muss jeder mit anpacken. „Um im Betrieb und Haushalt den Überblick zu behalten, ist eine gute Einteilung der Arbeit unabdingbar“, so Miche Preitsameter, „deshalb besprechen wir uns allmorgendlich beim gemeinsamen Familienfrühstück.“

Alle acht Tage Regen

Die Arbeit im Hopfenbetrieb teilt sich der Landwirtschaftsmeister Miche mit Sohn Michael und Schwiegervater Alois. Von Letzterem hat er nach der Heirat mit Irmgard den Hof 1995 übernommen. Seitdem hat er den Hopfenanbau im Betrieb verdoppelt. In der Hallertau herrschen schließlich beste Voraussetzungen: „Rund 800 Doppelzentner Dolden können wir in einem guten Jahr ernten“, berichtet der Landwirt. In den Hopfengärten der Hallertau ist neben dem guten humoser Sandboden auch der weniger optimale Kiesboden vertreten, deshalb geht es nur Hand in Hand mit dem richtigen Klima. Er ergänzt: „Wenn es alle acht Tage regnet, sind wir zufrieden.“

Von Stachelbeere bis Melone

Sieben Hopfensorten bauen die Preitsameters aktuell an. Die früheste Sorte ist der „Hallertauer Mittelfrüh“, gefolgt von „Hallertauer Tradition“, dem Aromahopfen „Perle“ sowie den Bittersorten „Hallertauer Taurus“ und „Herkules“. „Der Herkules ist einer der beliebtesten Hopfensorten in der Hallertau“, betont der Hopfenbauer. Für den amerikanischen und den japanischen Markt produziert der Betrieb spezielle Aroma-Hopfen-Sorten, die für die Produktion von Craft Beer verwendet werden. Im benachbarten Hopfenforschungszentrum Hüll bei Wolnzach wurden diese neuen Sorten entwickelt. „Huell Melon“ zeichnet sich dabei durch Melonengeschmack, „Hallertau Blanc“ durch Stachelbeeraroma und „Mandarina Bavaria“ durch Mandarinengeschmack aus.

Hopfenfeind rote Spinne

Die gesetzlichen Vorgaben der Behandlungsmethoden der Pflanzen geben die Abnehmerländer der Ernteerzeugnisse vor. Die Hopfenverwertungsgenossenschaft vertreibt die Ernteerzeugnisse der Preitsameters nach Japan, Amerika und Deutschland. Miche Preitsameter muss dafür seine Hopfenpflanzen stetig auf Schädlinge wie die Gemeine Spinnmilbe und Blattläuse sowie Pilzkrankheiten wie Mehltau und Peronospora kontrollieren: „Die sogenannte rote Spinne ist der Feind des Hopfenbauers. Sie saugt den Saft aus den Pflanzen und die Dolden sterben ab“, weiß Miche. Behandelt man sie nicht, kann das im schlimmsten Fall zu einem Ertragsausfall von bis zu 100 % führen. „Hier ist es besonders wichtig, die richtigen Entscheidungen bezüglich Zeitpunkt und Häufigkeit der Bekämpfung zu treffen“, so der Hopfenbauer weiter. „Genau diese Herausforderungen machen den Berufsstand für mich so interessant.“

In luftigen Höhen

Die Arbeiten im Hopfengarten orientieren sich vor allem am jahreszeitlichen Klima. Heutzutage wird der Steigdraht – an dem sich die Hopfenpflanze während des Sommers hochwindet – bereits im Herbst und Winter an der Gerüstanlage am Stacheldraht befestigt. Im Frühjahr beginnt das Aufdecken des Hopfens: Der Hopfenstock wird geschnitten. Aus dem Schnittgut können Fechser für die Vermehrung gewonnen werden. Ende April/Anfang Mai werden von den neu gewachsenen Trieben pro Draht die drei kräftigsten im Uhrzeigersinn angedreht, der Rest ausgezupft und weggeschnitten. Daher kommt der Name „Hopfaauszupfa“ bzw. „Hopfaausputzen“. Dort können die Triebe an heißen Tagen bis zu 20 cm hinaufwachsen, bis sie die Gerüsthöhe von sieben Metern erreicht haben. So kann sich der Hopfen gut entfalten und reifen.

Zum Ernteschluss das Hopfenmahl

Die Ernte beginnt je nach Sorte zwischen Ende August und Anfang September. Mit einem Abreißgerät werden die Hopfenreben knapp über dem Boden abgeschnitten und von der Gerüstanlage auf den Rebenladewagen gerissen. Anschließend werden sie zur Hopfenhalle gebracht. Die Pflückmaschine trennt die Dolden von der Hopfenrebe. Nach einer kurzen Zwischenlagerung werden die Dolden in der Darre rund drei bis vier Stunden getrocknet. Danach erfolgt eine Homogenisierung, wobei der  Wassergehalt innerhalb der Dolde durch Umluftanlagen zwischen Spindel und Doldenblätter ausgeglichen wird. Auf diese Weise wird eine bessere Lagerfähigkeit erreicht. Als letzter Arbeitsschritt werden die Dolden in Quadern zu je 60 kg gepresst und gesiegelt. Die Qualitätskontrolle erfolgt durch den Hopfenmusterer, welcher vom Hopfenring beauftragt wird. Hierzu werden aus den Quadern Hopfenproben entnommen und im Labor untersucht. Für die Erzeugung eines Qualitätsproduktes ist es wichtig, dass ein störungsfreier Ablauf der Ernte erfolgt. Für die Familie und die Erntehelfer bereitet Irmgard Preitsameter zum Abschluss das traditionelle Hopfenmahl zu: Nudelsuppe und Schweinebraten mit Kartoffel-Gurken-Salat – und natürlich eine Halbe Bier.