Quitten aus Bayern

Der Schein trügt: Obwohl die Quitte äußerlich unseren Kernobstlieblingen Apfel und Birne ähnelt, lässt sie sich nicht einfach mal so vom Baum pflücken und als Snack essen. Die Pflanze aus der Familie der Rosengewächse bildet nämlich Früchte mit einer äußerst widerstandsfähigen Schale und einem sauren bis bitteren Fruchtfleisch aus. Diese eignen sich nicht für den Rohverzehr. Erst gegart entfaltet die Quitte ihre inneren Werte. Zum Direktessen sind lediglich vereinzelte Sorten wie die „Shirin“ aus der Türkei oder die Honigquitte geeignet. Generell unterscheidet man Apfel- und Birnenquitten: Die runden Apfelquitten haben ein sehr intensives Aroma, sind aber auch härter als die leicht länglichen Birnenquitten, deren Geschmack im Vergleich milder ist. 


Wie schade, dass der Quittenanbau in Deutschland immer mehr zurück geht! Waren es früher knapp 200 Sorten, sind es heute gerade mal sechs. Selbst in Franken, welches einmal als Quittenhochburg galt, schwindet die Quitte. Vielen Obstgartenbesitzern ist die Verarbeitung zu mühevoll. Dabei sind die goldgelben Früchte gesund und vielseitig einzusetzen. Außerdem gelten Quitten als robust und pflegeleicht. Sie lieben sonnige Standorte und können am richtigen Ort sehr alt werden. Die Quittensaison dauert von September bis November.

Verzehrt man eine ganze Quitte, hat man bereits einen guten Teil seines täglichen Bedarfs an Vitamin C gedeckt. Darüber hinaus versorgt die Frucht unseren Körper mit Vitamin E, Magnesium, Kupfer und – besonders entscheidend – Pektin. Pektin lässt nicht nur die Marmelade fast ohne Gelierzucker gelieren. Es bindet auch Giftstoffe im Darm und hilft so, sie auszuscheiden. Quitte reguliert sogar den Cholesterinspiegel und den Bluthochdruck. Auch bei Allergien lässt sie sich einsetzen: In Form von Quitten-Zitronen-Nasenspray lindert sie die Histaminausschüttung.

Bei der Zubereitung von Quitten muss zuallererst der filzige Flaum der Schale mit einem Tuch abgerieben werden. Danach geht es ans Waschen, Schälen, Entkernen und Kleinschneiden. Das macht etwas Mühe, lohnt sich aber: Neben der klassischen Marmelade oder dem Gelee ist auch der selbstgemachte Saft eine echte Geschmacksoffenbarung. Davon abgesehen machen sich Quitten auch als exotische Beilage zu herzhaften Gerichten gut. Werden Quitten schon vor der Reife geerntet, kann man sie getrennt von anderen Obstsorten noch bis zu zwei Monaten an einem kühlen Ort lagern. Sind sie allerdings schon reif, sollte es recht bald an die Weiterverarbeitung gehen. Bis dahin die einzelnen Früchte möglichst kühl nebeneinander lagern – so gibt es keine Druckstellen. Wer gerade keine Zeit zur Weiterverarbeitung hat, kann die Quitten auch einfrieren und später verarbeiten.